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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 17.1925

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Heft 11
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.42040#0590

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Ausstellungen

torso), Arnold Rickert (Mädchenkopf),
Julius Uli und Bernhard Sopher (Mu-
lattenmädchen, bestechend durch matten
Schmelz der Haut) bewähren die schmal
schreitenden Gestalten von Ernesto de
Fiori und Kurt Edzard Anmut und
Adel. Hervorragende Porträtbüsten von
Georg Kolbe und Edwin Scharff über-
tragen die Züge Paul Cassirers und Max
Liebermanns in Bronze; sie wie die mo-
numentalen Gestaltungen dieser Meister,
Kolbes kühne Figur eines Stürzenden und
die wuchtende „Parze“ Scharffs, gehören
zu ihren stärksten Leistungen. Ihres Ran-
ges dann nur noch Karl Albiker, dessen
Bildnissen es gelingt, physiognomische
Ungewöhnlichkeiten als natürliche Eigen-
art, also ohne alle Chargierung festzu-
halten, und dessen zart aus dem Holz ge-
schnitzte „Liegende“ bei komplizierter Be-
wegung der Form rhythmisch gebunden
und getragen ist von der pulsenden Ein-
heit des Körpergefühls.
Erforderte es ein mindestens numeri-
sches Sichaufdrängen der Plastik, dieser
in Referaten meist zu kurz kommenden
Abteilung diesmal etwas ausführlicher zu
gedenken, so bleibt nun allerdings für die
Malerei kaum mehr zu knapp registrie-
render Notiz der Raum. Aber es handelt
sich ja zumeist um Künstler, mit denen
sich auseinanderzusetzen oft und immer
wieder Gelegenheit gegeben ist. Das Wich-
tigste wäre die Nominierung einiger wohl
noch unbekannter Begabungen, die sich
zukünftiger Aufmerksamkeit empfehlen
konnten: Heinz Battke durch ein rar zu-
zusammengefaßtes Stilleben, Karl Dan-
nemann, der das fette Protzen einer
Kaffeegesellschaft humorvoll schildert,
Hans Feibusch und der wohl ebenfalls
von Hofer beeinflußte Paul Hurt, dann
durch seine kräftige Lößnitzlandschaft
Paul Wilhelm und mit der Mühelosig-
keit seines Gartenstückes Paul Strecker,
Feigier schließlich in einem ehrlich-pro-
letarisch gemalten, schlecht gerahmten
Bildnis eines halbwüchsigen, unansehn-
lichen Menschen und Sigfrid Sebba, der
den Theaterintendanten Jeßner im Stil
pointierter Ausführlichkeit aufgezogen hat
und jedenfalls über eine mehr als alltäg-
liche Geschicklichkeit verfügt. Ein sehr
selbstverständliches Bildnis von Martin
Paatz, die schlank, lichtgrau und mon-
dän kredenzten Damenstücke von Märtel
Schwichtenberg, die farbig gelockerten
Landschaftsandeutungen Adolf Strübes
und ein apartes, fein koloriertes Phantasie-
bildchen von E. R. M. Smith seien zu-
dem zwischen Auffälligerem hervorge-

zogen. Die Arbeiten von Bela Czobel,
Charles Crodel, Oskar Moll und eine
ältere von Anton Kerschbaumer be-
stätigen diese Künstler vollauf, Jaeekel
zeigt sich in einem hingestreckten Frauen-
akt recht ausgeglichen, ein Bildnis von
Kraus köpf imponiert durch seine Vita-
lität. Unter den älteren Akademieprofes-
soren sind es Hans Herrmann mit sei-
nem tonfeinen Amsterdamer Milchmarkt
und der traditionelle Berlinschilderer Ju-
lius Jacob, die sich in dieser Umgebung
am besten halten. Die Spitzengruppe er-
weist Pechstein, Kirchner, Slevogt,
Corinth und vor allem mit wundervoll
gefügeklaren, gehaltenen Werken Hofer
in Front, während Kokoschkas einziger
Beitrag diesmal stark abfällt. Ganz groß
aber steht Liebermann da, fesselnd wie
ein erstmaliger Eindruck, haftend wie eine
ewige Begegnung, Alles diesmal über-
wachsend, zumal in dem ganz, ganz sach-
lichen Selbstbildnis mit der Sportmütze,
das den arbeitenden Menschen Lieber-
mann gibt, der sich anschaut, alt ge-
worden, konstatierend, ja. Ein um so er-
schütternderes Stück, als daneben gleich
der irisierende Zauber eines lichten Som-
mergartens, die warme Luftigkeit grün
überdämmerter Allee entfacht ist, als hätte
einer nie zuvor gewußt, wie er das liebt.
WZf Wolfradt.
Die Neue Kunsthandlung veranstal-
tet im Monat Juni eine Kollektivausstel-
lung von Zeichnungen, Pastellen und
Aquarellen des Malers Ernst Klausz,
dem Mitarbeiter der Staatlichen Theater.
Gezeigt werden Szenenbilder, Entwürfe,
Figurinen und Schauspielerporträts der
ersten Bühnen. r.
BADEN-BADENER PORZELLAN
Die „Stadtgeschichtlichen Sammlungen“
in Baden-Baden haben es sich zur Aufgabe
gemacht, einmal alles zusammenzutragen,
was sich heute noch über die in den Jahren
1770—1778 in Baden-Baden betriebene Pfal-
zer s c h e (zuletzt Markgräfliche) Por-
zellanfabrik ermitteln läßt, und nament-
lich alles, was sich noch von ihren Erzeug-
nissen erhalten hat, wenigstens vorüber-
gehend am Ursprungsorte zu vereinigen.
Die Rundfragen bei sämtlichen badischen
und einer Anzahl auswärtiger Museen so-
wie bei Sammlern haben insoweit ein be-
friedigendes Ergebnis gehabt, als mit einer
einzigen Ausnahme sämtliche bisher be-
kannten Stücke — allerdings immer noch
eine auffallend geringe Zahl — seitens der
Eigentümer zum Zwecke vorübergehender
Aufstellung im Gebäude der Stadt-

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